Ankündigung | Buch zum Schutzraumnetz „Innere Stadt“


Ich freue mich, ankündigen zu können, dass mein Buch über das Schutzraumnetz „Innere Stadt“ Ende Oktober im Studienverlag erscheinen wird.

Blick in einen Verbindungsstollen des Schutzraumnetzes zwischen zwei Kellern

Das Schutzraumnetz „Innere Stadt“ war als 18 Kilometer langes Fluchtwegesystem durch die tiefen Keller der Wiener Innenstadt geplant, das im Endausbau 280.000 Menschen Schutz- und Fluchtmöglichkeiten bieten sollte. Zum Bau zog das Stadtbauamt mit Stand von Juni 1944 etwa 600 Zwangsarbeiter*innen heran, hauptsächlich italienische Militärinternierte und osteuropäische Zivilarbeiter*innen. Bis April 1945 wurden etwa zwei Drittel fertiggestellt.

Den Inhalten des Buches liegen etwa viereinhalb Jahre Archivforschung und der Besuch von mehr als 520 Kellern der Wiener Innenstadt zugrunde. Es ist nicht nur gelungen, festzustellen, auf wen die Anlage des Schutzraumnetzes zurückzuführen ist, welche Entscheidungen in Berlin getroffen wurden, wie sich die Bauarbeiten im Laufe der Monate entwickelten, welche Personen an Planung und Durchführung beteiligt waren und wie nach Kriegsende damit umgegangen wurde, sondern auch welche Zwangsarbeiter*innen für den Bau dieser Luftschutzanlage herangezogen wurden, in welchen Lagern sie untergebracht waren und im Falle von über 400 Zwangsarbeiter*innen auch wie sie hießen, woher sie kamen und generell wie die städtische Zwangsarbeit organisiert war.

Fluchtweg durch einen tiefen Keller der Inneren Stadt

Da die Aktenbestände der für die Administration der Zwangsarbeit zuständigen Abteilung der Wiener Gemeindeverwaltung (wahrscheinlich) nicht mehr existieren, ist die städtische Zwangsarbeit in der Literatur bisher nur oberflächlich gestreift worden. Durch akribische Forschung in zahlreichen anderen Aktenbeständen ist es gelungen, einen genauen Blick sowohl auf dieses Thema zu werfen als auch in drei Lager, die mit dem Projekt in Verbindung standen. Die Namen zahlreicher Lagerführer, deren Stellvertreter*innen, Unterlagerführer*innen, Kanzleikräfte, Dolmetscher*innen, Barackenwarte, Krankenschwestern, Magazineure und sogar eines Lagerarztes führen die Leser*innen nicht nur in die Welt der theoretischen Informationen, sondern zeigen auch am Beispiel vieler handelnder Personen die Abläufe innerhalb der städtischen Zwangsarbeitslager.

Das Buch beleuchtet außerdem die Verflechtung von Wiener Gemeindeverwaltung, Organisation Todt, Deutscher Arbeitsfront und NSDAP, die allesamt eine mehr oder weniger große Rolle im Bauprojekt und/oder der Organisation der Zwangsarbeit spielten.

Erscheinungstermin ist der 31. Oktober 2025 – Titel: 323 Stollen. Bauliche Relikte nationalsozialistischer Zwangsarbeit unter Wiens City.
Band 1 – Bauprojekt – 480 Seiten: https://www.studienverlag.at/produkt/6408/323-stollen-bauliche-relikte-nationalsozialistischer-zwangsarbeit-unter-wiens-city/
Band 2 – Zwangsarbeit – 400 Seiten: https://www.studienverlag.at/produkt/6409/323-stollen-bauliche-relikte-nationalsozialistischer-zwangsarbeit-unter-wiens-city-2/

Die Bände können schon bei einigen Buchhandlungen (Morawa, Thalia, Hugendubel, Beck, Amazon) vorbestellt werden oder direkt beim Studienverlag unter bestellung@studienverlag.at.

Dieses Buch enthält ausschließlich bisher unveröffentlichte Informationen aus Wiener und deutschen Archiven und Bibliotheken. Die Inhalte der Kapitel werden durch mehr als 460 Abbildungen – historische und aktuelle Fotos aus den tiefen innerstädtischen Kellern sowie Scans von Archivalien – veranschaulicht.

Ich wünsche schon jetzt eine spannende Lektüre! Die Information zur Veröffentlichung kann gerne an weitere interessierte Menschen, Vereine, Institutionen oder Unternehmen weitergeleitet werden.

Mit besten Grüßen
Thomas Keplinger